Vertical Farming – Gemüse aus der Zukunft

Auf einem Bruchteil der Fläche herkömmlichen Ackerlands machen moderne Vertical-Farming-Technologien ein Vielfaches an Ertrag möglich. Sie können damit wichtige Lösungen mit Blick auf die unvermindert anwachsende Weltbevölkerung und Herausforderungen wie den Klimawandel sein. Hier können und müssen Deutschland und Europa in die Zukunft investieren.

Vertical Farming bringt die Farm zum Verbraucher

Die ursprüngliche Idee stammt wahrscheinlich von dem amerikanischen Wissenschaftler und Professor an der Columbia University, Dr. Dickson Despommier, der das Konzept des landwirtschaftlichen Anbaus im Hochhaus in dem 2010 erschienene Buch „The Vertical Farm: feeding the world in the 21st Century“ vorstellte. Die Idee dahinter ist, die Landwirtschaft dahin zu bringen, wo die meisten Abnehmer sind: in die Stadt.
Besonders Einflüsse wie knapper werdende Ressourcen, wachsende Weltbevölkerung und der Klimawandel lassen die konventionelle Landwirtschaft an ihre Grenzen stoßen. Der immense Flächenbedarf bodengebundenen Anbaus wird sich in der Zukunft als immer größeres Problem erweisen. Der krasse Widerspruch zu Prinzipien des Naturschutzes und der Nachhaltigkeit wird durch die ständig steigende Nachfrage überdeutlich.
Der Flächeneinsparung ist aber nicht der einzige Vorteil der vertikalen Landwirtschaft. Neben der konsequenten Anwendung der Kreislaufwirtschaft, die den atmosphärischen Kohlenstoff und damit den Treibhauseffekt minimiert, liefert die vertikale Farm auf mittels effizienten Hydrokulturen im Gewächshaus ganzjährige Erträge, besonders Früchte, Speisepilze, Algen und Gemüse – und das ohne das Risiko klimatischer Einflüsse. Die Ökobilanz des Vertical Farming und des Selbstanbaus in der eigenen Wohnung wird außerdem nicht zuletzt auch durch die Energieeinsparungen positiv beeinflusst, die aus den Wegfall der teilweise erheblichen Vertriebswege erwachsen.

Die Formen des Vertical Farmings

Es gibt zwei Formen der vertikalen Landwirtschaft. In einem “Farmscraper” (Wortschöpfung  aus “Farm” und “Skyscraper”) hat jede Etage ihr eigenes Bewässerungssystem und ihre eigene Nährstoffüberwachungsanlage. Die Zuführung der Nährstoffe kann bis zur einzelnen Pflanze individuell geregelt werden. Das ermöglicht Ertragsoptimierungen, wie sie in der herkömmlichen Landwirtschaft undenkbar wären. Das gilt auch für die Überwachungssysteme, die rechtzeitig auf Erkrankungen bei den Pflanzen hinweisen. Die andere Variante ist die vertikale Ausrichtung von Pflanzcontainern in einer großen Halle, die in zirkulierender Bewegung durch Bewässerungs- und Beleuchtungszonen gefahren werden. Auch alte, nicht mehr genutzte Industrieparks und andere bereits existierende Gebäude könnten hierfür genutzt und relativ leicht umgerüstet werden.
Wir bringen den Planeten konstant in neue Formen und passen viele Aspekte an unsere Bedürfnisse an. Doch Fortschritte in einem Bereich schaffen oft neue Herausforderungen in anderen. Darum müssen wir Eingriffe in die Natur – besonders wenn sie so massiv und flächenintensiv sind wie die weltweite Nahrungsmittelversorgung –  möglichst frei von schädlichen Einflüssen auf Lebewesen und Umwelt halten.
Die Verbesserung bestehender und vor allem auch die Entwicklung ganz neuer landwirtschaftlicher Technologien wie Vertical Farming sind für den Umweltschutz von strategischer Bedeutung und müssen entsprechend offen angegangen, erforscht und bei Bedarf gefördert werden.
Weitere Informationen:
https://www.youtube.com/watch?v=qj4hmMg-scs&t=1h28m23s
https://www.youtube.com/watch?v=jJxIuyOV9l0&t=1m52s
https://www.pflanzenforschung.de/de/journal/journalbeitrage/angeln-der-hochhaus-farm-interview-mit-dr-dickson-despo-2239
https://interestingengineering.com/13-vertical-farming-innovations-that-could-revolutionize-agriculture